Wie ich mich im Hochglanzmagazin für perfekte Strände wiederfand.

Während ich diese Zeilen beginne zu tippen, herrscht draußen ein unbequemes, nasses Grau. Der Winter sieht in den Bergen wunderschön aus, leider fühlt er sich „hier unten“ so an, als würde Frau Holle nur noch ihren hauchdünnen Hüttenschlafsack ausschütteln. Verzaubert einen nicht diese wunderbare Winterlandschaft, dann träumt man sich eben weg und genau dafür habe ich auf meinen Abenteuern den richtigen Platz gefunden.

Dreht man den Globus ein ganzes Stück nach rechts, schiebt den Finger über Indonesien hinweg, bis dieser zwischen Australien und Papua landet und zoomt dann kräftig heran, so findet man die Kei Islands. Ungefähr so lief es auch ab, als ich für meine Reise auf die Molukken diesen Archipel fand und als Ziel aussuchte.

Ich erreichte Ohoidertawun Beach und genauer meinen Bungalow bei Lucy und Gerson im Savana Cottages, da hatte sich die Dunkelheit bereits breit gemacht. Ich konnte erahnen wie schön es rund um mich herum war, musste mich jedoch bis zum nächsten Morgen gedulden. Als ich dann bei Tageslicht aus meinem Bungalow kroch, krabbelte ich direkt in eine Hängematte. Während die Zeit verstrich, schaukelte ich dort und beobachtete die Füllung des Thermometers auf dem Weg zur 50 Grad-Marke. Ich baumelte unter Palmen, an einem schneeweißen Strand, mit dem Meer vor der Nase und einer leckeren Kokosnuss in den Händen. Schwofen für Paradiesgenießer!

Pulverschneeverhältnisse am Pasir Panjang

Wenn Du am Pasir Panjang stehst, wird der Begriff Strand erst einmal neu definiert. Ich drehte mich in die eine Richtung und erblickte, soweit das Auge reichte, einen wunderschönen Strand. Ich drehte mich in die andere Richtung und es wiederholte sich. Unglaublich! Vor mir glasklares Wasser, unter meinen Füßen hatte ich puderzuckerfeinen Sand und hinter mir standen Unmengen von gakeligen Palmen. Ich stürmte ins Wasser und dort blieb ich bis die Hände schrumpelig waren und verbrachte die Zeit damit, diesen Traum von einem Strand zu genießen. Es war so schön, sich mit dieser Kulisse einfach treiben zu lassen. Als ich dann aus dem Wasser wieder an den Strand stampfte, war da diese Unmenge an pulverschneeähnlichem Sand unter meinen Füßen. Bis zu den Knöcheln sankt ich in diesen feinen, weißen Staub ein und ich wünschte mir fest, genau dieses Gefühl konservieren zu können.

Pelikane am Ngurtafur Beach

Ich saß auf einem Kutter, hielt Ausschau und spähte in die Ferne, aber Ngurtafur Beach wollte sich nicht zeigen. Da kam einfach keine Insel in Sicht und wo keine Insel, da auch kein Strand. Dachte ich zumindest. Das Boot wurde langsamer und das Team machte sich bereit zum Anlegen. Allerdings war hier weit und breit nichts und wir trieben gefühlt auf offener See. Es dauerte einfach einen kleinen Moment, bevor ich die Szene vollends begriff.

Der Strand war kein Strand, der sich an eine Insel schmiegte, sondern eine Sandbank, die sich über 500 m in das Meer erstreckte. Links und rechts lief sacht das Meer auf und schillerte in den schönsten Farben. Ich wurde an der Spitze der Sandbank ausgesetzt und schlenderte barfuß in Richtung Insel. Während ich langsam lief, kam das Meer ganz allmählich näher. Ich drehte mich ständig im Kreis, um mir das Farbenspiel anzuschauen und musste letztendlich den Rock raffen, da mich das Meer eingeholt hatte. Nachdem ich von der Insel aus diese Szene und das dazugehörige Farbenspiel angeschaut und beobachtet hatte, konnte ich in der Ferne, an der Spitze der Sandbank bereits sehen, was mir später schier die Sprache verschlagen würde.

Ich kletterte wieder aufs Boot und wir tuckerten ganz langsam zurück aufs Meer. Dort wo die Sandbank noch nicht überspült wurde, wurde ich von einer Gruppe Pelikane empfangen. Sie sahen wunderschön aus, wie sie dort auf dem offenen Meer standen. Als das Wasser immer höher stieg, nahmen sie Anlauf und schwangen sich letztendlich, einer nach dem anderen, in die Lüfte.

Ich konnte diese Szene nur genießen und staunte sehr über diese Vögel. Ich kletterte vom Boot, ließ mich im flachen Wasser treiben und ließ mir von dieses außergewöhnliche Fleckchen Erde die Sprache verschlagen.

Einsamkeit am Madwaer Beach

Im Süden der Insel wartet Madwaer Beach darauf entdeckt zu werden. Nach einer längeren Autofahrt, auf der sich natürlich auch verschiedene Stopps einlegen lassen, um die Umgebung zu erkunden, stampfte ich durch einen schmalen Dschungelstreifen und stolperte an einen Strand. Ach was sage ich, ich stand ganz plötzlich auf Seite 3 des Hochglanzmagazins für perfekte Strände. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich hier erneut ein weißer, menschenleerer Strand. Breit wie eine Autobahn, während kleine türkisfarbene Wellen plätschern. Einsam saß ich hier am Wasser, schaut den einzelnen Fischern zu und ließ die Seele mit den Füßen im Sand baumeln. Einmal mehr ein Traum. Einmal mehr unbeschreiblich schön.

Bair Island – Abenteuer in Flip-Flops

Wieder einmal saß ich auf einem Boot und als die Felsen in Sicht kamen, schipperten wir erst einmal ganz langsam hinein. Der Motor wurde angeklappt und die Bambusstange diente als Fortbewegungmittel. Es war noch Ebbe, aber die Strömung zog bereits merklich das Wasser an den Felsen und der Sandbank vorbei. Ich schob mich durch die Mangroven und stand vor einer wunderschönen, blaugrün schillernden Bucht, die mit einzelnen Felsen gesprenkelt war. Die Felsen waren bewachsen und warfen große Schatten in die Szene. Es sah fantastisch aus. Während ich diese versteckte Bucht genoss und gespannt war, wie sich mit dem steigenden Wasserspiegel die Farben verändern werden, entdeckte ich auf den Felsen ein Schild. Klares Zeichen: Dort musste ein Weg hinführen.

Ich watete durch das Wasser und stand vor der Felswand. Ein Weg wäre eine sehr optimistische Bezeichnung gewesen. Ich betrachtete mein Schuhwerk und war doch sehr stolz, dass ich meine ausgelatschten Flip-Flops trug. Nix wie los: Im weißen Strandkleid und ausgetretenen Gummischlappen. Ich wurschtelte mich hinauf und auf dem Felsen zwischen Gestrüpp entlang.

Nach ein paar Metern stand ich vor einem Abgrund. Hier musste ein Sprung folgen, um gleich anschließend noch einen weiteren Felsen zu erklimmen. Da der Felsen Löcher hatte und ich so einen Blick in die Tiefe werfen konnte, wurde mir mulmig. Ich wusste jedoch, dass diese Aussicht von oben wahrscheinlich einmalig sein würde und so setzte ich mich erst einmal hin und schaute mir die Möglichkeiten in Ruhe an. Letztendlich hüpfte ich über die Löcher und schwang mich unter Applaus von unten den letzten Felsabschnitt hinauf. Oben angekommen blieb mir fast das Herz stehen: Was für ein unglaublicher Ort.

Nachdem ich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, starteten wir mit dem Boot in die Bucht. Der Wasserpegel war bereits gestiegen und während wir uns zwischen den Felsen hindurchschoben, konnten wir die bizarre Natur bestaunen. Unglaublich wie sich die Pflanzen an den Felsen krallten.

Die Kei Islands sind ein unbeschreibliches Stück Erde. Naturgeister, lächelnde Menschen, wunderschöne Strände und ein leuchtendes, glasklares Meer. Ich war zufrieden und voller Erlebnisse. Ich hatte alle Taschen voller Eindrücke gestopft und konservierte einen nach dem anderen. Dort war ich Strandgenießerin, Abenteuerin und Entdeckerin in einem. Eine halbe Welt weit weg, bestaunte ich einzigartige Orte, sah eine beeindruckende Landschaft und unbeschreiblich viel Schönes.