Schweizer Raclette am Matterhorn

Indonesien, eine halbe Welt weit weg. Ich erfüllte gerade, baumelnd in einer Hängematte mit Kokosnuss in den Händen, ein Reiseklischee als ein Roller vorfuhr und zwei Reisende zu uns in die Unterkunft kamen. Das schweizer-deutsche Pärchen war mir sofort sympathisch und auf dieses Kennenlernen folgten gemeinsame Urlaubstage auf den Kei Islands und jede Menge schöne, lustige und unbezahlbare Momente.

Irgendwann muss eine Partei weiterreisen und als es soweit war, tauschten wir unsere Kontaktdaten aus. In diesem Fall blieb es nicht beim simplen Versprechen sich einmal zu melden, wir taten dies tatsächlich. Schon wenige Monate nach unserem Treffen am anderen Ende der Welt, verabredeten wir uns für ein Wochenende in ihrer Heimat. Auf nach Zermatt!

Wiedersehen in den Bergen

Wir durchquerten die Schweiz, stellten unser Auto in Täsch ab und stiegen in den Zermatt Shuttle Zug. Einziges Hindernis auf unserer Reise: Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nur ein funktionierendes Sprunggelenk zur Verfügung und war deshalb auf Krücken angewiesen. Konnte ich aber komplett ausblenden, während mich die Bahn staunend immer weiter hinaufbrachte und ich so voller Vorfreude auf den Ort zwischen den Bergen war.

Für die erste Nacht buchten wir uns in ein feines Hotel ein. Als ahnten wir es, hingen in Zermatt die Wolken und die Kulisse zeigte sich schüchtern. Bevor wir also die beeindruckende Bergwelt bestaunen konnten, hatten wir ausreichend Zeit unser Hotel inklusive muckeligen Wellnessbereich zu erkunden, durch Zermatt zu schlappen und uns mit unseren Freunden zu treffen. Bei leichtem Regen sitzt es sich einfach ganz wunderbar in diesen autofreien Straßen Zermatts bei Kaffee und Wein in genau dieser Reihenfolge.

Geheime Ecken im Ort

Zermatt ist wundervoll. Natürlich hat es in der Hauptstraße viele teure Geschäfte und entsprechend viele schlendernde Menschen mit dem Sinn für das Gehobene. Biegst Du aber von der Hauptstraße ab und lässt dich vom alten Zermatt anziehen, dann verspreche ich Dir, wirst Du ganz wunderbare Ecken entdecken. Ganz viel Holz und eine ganz besondere Architektur. Alte, wunderschöne Häuser und keine Menschenseele auf den Straßen. Kleine Fenster, Kopfsteinpflasterstraßen, einzigartige Verzierungen und Treppen, die sicherlich nicht nur mich aufgrund meiner Krücken zum Hinsetzen und Umschauen einladen.

Wir ergatterten Dank unserem Freund Poly einen Platz im Grampi´s. Das italienische Restaurant hat mehrere Etagen und wir saßen ganz oben und hinten in der verglasten Ecke mit Blick über Zermatts Straßen. Es war perfekt und super lecker und ein toller Ausklang für den ersten Tag. Wenn dann die Sonne erst untergegangen ist und im alten Zermatt das warme, gelbe Licht angeht, verzaubert Euch der Kern des Ortes ganz sicher. Mit uns ist das definitiv passiert und wir konnten kaum genug davon bekommen, dort einfach durch die leeren Straßen zu streifen.

Fesselndes Matterhorn

Am zweiten Morgen verabredeten wir uns mit unseren Freunden Diana und Poly. Unser Umzug in Ihr Reich stand an, aber damit ich keine unnötigen Umwege mit meinen Krücken machen musste, deponierten wir unsere Tasche im Ort und brachen zunächst zu einem Abendteuer auf. Wir wollten mit der Gornergrat Bahn hoch hinaus und irgendwie wurden die Beiden von den Bahnmitarbeitern so herzlich begrüßt. Da war doch etwas faul und das war ein abgekartetes Spiel, dessen Regeln wir nicht kannten. Hier war alles für uns vorbereitet und wir wussten gar nicht wie uns geschieht. Während sich Diana und Poly im Wagon einen Platz suchten, durften wir mit dem Bahnchef bis ganz nach vorn zu seinem Platz in der Gornergrat Bahn gehen. Direkt nehmen der Fahrerkabine war eine kleine Bank. Dort saßen wir, „front of stage“ mit einer Panoramascheibe und bereit bei herrlichem Sonnenschein endlich die berühmte Silhouette des Matterhorns live zu sehen. Das war der Wahnsinn!

Als wir aus dem Bahnhof zockelten, konnten wir unser Glück gar nicht fassen und wahrscheinlich saß ein konzentrierter Bahnfahrer und zwei Reisende mit einem überdimensionalem Grinsen hinter der großen Schreibe. Als das Matterhorn in Sicht kam, war der Anblick atemberaubend. Wir genossen die Fahrt in vollen Zügen, wurde von der Sonne oben verwöhnt, bestaunten den Blick über das weite Weiß, schlemmten ein Stück Kuchen und wurden beim Weg nach unten von den Murmeltieren verabschiedet. Sich vom Blick aufs Matterhorn loszureißen, ich allerdings gar nicht so einfach.

Freunde und proppevolle Bäuche

Zurück im Ort zogen wir zu Diana und Poly in die Wohnung um. Dort war es an der Zeit für Reisegeschichten, Erinnerungen und ein leckeres Abendessen. Dafür baute Poly auf der Terrasse eine Vorrichtung auf und klemmte ein verdammt großes Stück Käse hinein. Ich schaute gebannt zu, ich schnupperte und gleichzeitig lief mir bereits das Wasser im Mund zusammen. Wir ließen es uns so richtig schmecken. Oh Schweizer Raclette, wie kannst Du lecker sein!

Zermatt ist definitiv eine Reise wert. Die Freundschaft zu Diana und Poly ebenfalls – keine Frage!