Mit der Kirche ums Dorf in Panama City

Wir lehnten uns in den Flugzeugsitzen zurück. Weit und fluffig lag die Wolkendecke unter uns und unser Blick ging noch einmal zurück zu den Bergen unserer Heimat. Wir hatten leichtes Gepäck und waren drauf und dran unser Bergfeeling gegen das weite Panama, zumindest temporär, einzutauschen. Täglich geht unser Blick nach oben in die Berge. Bereits auf dem Weg vom Flughafen rein nach Panama City, richtete sich unser Blick auch dort in die Höhe. Die Skyline der Stadt – für Landkinder wie uns – ein fremder und doch faszinierender Anblick.

Sonntagmorgen in Pamana City

Wir mochten die ruhige Art der Stadt am Sonntagmorgen sehr. Ohne jegliches Zögern ließen wir uns mitten hinein treiben – zu Fuß und über 20 km weit. Cinta Costera, das Ziel der Läufer, Zumbasportler und Radfahrer. Dort fanden wir uns wieder – entspannt, unkompliziert und unheimlich neugierig, auf die Metropole. Rennräder, Klappräder, Mountainbikes – jeder darauf bestens ausgestattet – sie zogen ihre Bahnen, in Formation, allein oder in Zeitfahrposition. Lasst euch erzählen, Andrej seine Augen wurden direkt groß und ich könnte schwören, er hat für einen kleinen Moment bereut, das er nicht sicherheitshalber eine Garnitur Radkleidung in den Rucksack gepackt hatte.

Wir blieben einfach und schlenderten am Meer entlang. Wir schauten den Sportelnden zu, ließen uns von der Skyline beeindrucken, schauten aufs Meer und gingen im warmen Regen. Ja – Regen! Als wir Panama besuchten herrschte Regenzeit. Die Luft war warm, es war sehr feucht, ein lauer Wind wehte und es sprühte so vor sich hin. Wir sollten während unserer Reise alles erleben: bedeckte Tage, sonnige Tage, Regentage. Und manchmal gab es pro Tag auch von allem etwas.

Zwischen Skyline und Kolonialhäusern

Standen wir eben noch an der mehrspurigen Cinta Costera und wurden von der Skyline der Stadt und dem Meer flankiert, fanden wir uns im nächsten Moment in einer ganz anderen Zeit wieder. Casco Veijo, das historische Viertel, empfing uns mit einem ganz besonderen Flair. Das alte Panama wartete mit verwinkelten, kleinen Gassen und bunten Kolonialhäusern auf uns und spielte seinen ganz eigenen, wundervollen Blues.

Wir liefen einfach ziellos durch die Gassen. Wir fühlten uns wie auf einer Zeitreise. Zwischen alten und wunderschönen Häusern in all den engen Straßen, wurde hin und wieder die Skyline sichtbar. Da standen wir mitten in der Vergangenheit und blickten auf die Moderne. Selten haben wir einen solchen Gegensatz betrachtet. Sehr haben wir ihn genossen.

Wo wir nichts verloren hatten

Auch da kamen wir auf unserer Schlendertour aus Versehen vorbei. Wir peilten unser Ziel ohne große Umwege an und nahmen den direkten Weg aus der Altstadt. Die veränderte Umgebung bemerkten wir erst, aber da standen wir schon mittendrin. Wir registrierten schnell, dass sich in diese Straßen selten bis nie ein Touri verirrt. Wir blieben selbstbewusst, zielsicher und freundlich. Vor den Häusern herrschte reges Treiben, die Musik schallte aus den Eingängen, die Strassen lebten. Wir fielen auf, wir grüßten und verhielten uns respektvoll und unsere Grüße wurden erwidert.

Die Polizeipräsenz war hoch und letztendlich riefen sie uns zu sich. Sie ahnten, wohin wir wollten. Mit ausgestrecktem Arm zeigten sie in die Richtung, aus der wir kamen und gaben uns deutlich zu verstehen, dass diese Gegend nichts für uns war. Sie baten uns eindringlich den Heimweg anders zu gestalten. Wir bedankten uns dafür, blickten zurück und nahmen einen kleinen Klos im Bauch mit in Richtung Cerro Ancon.

Cerro Ancon

Panama zeigte uns bis dahin bereits das moderne und das alte Gesicht. Mit dem Aufstieg zum Cerro Ancon entdeckten wir das Dschungelige. Während wir uns bergauf arbeiteten, wurde die Stadt immer leiser und die Natur immer lauter. Die Pflanzen wurden überdimensioniert groß! Mit jedem Schritt aktivierten wir gefühlt die Natur. Das Zirpen schwoll an und lief wie eine Welle durch die Bäume. Es war zum Gänsehaut bekommen.

Unterwegs nach oben und mitten in der großen Natur, lichtete sich hin und wieder das dichte Grün. Die Lücken ließen uns bereits ahnen, wie besonders unser Gipfelglück sein wird. Die Flagge Panamas zeigte uns das Oben. Dort roch es nach überreifen Mangos, die hin und wieder scheppernd zu Boden fielen. Die Aussicht kroch uns direkt ins Herz. Hoch oben und bildschön.

Geht „mit der Kirche ums Dorf“ in einer Metropole?

Wir geben hier ein klares Ja! Panama City, eine Metropole am Pazifik und wir sind an unserem zweiten Tag aus Versehen mit der Kirche ums Dorf gefahren.

Unser Ziel sollten die archäologischen Ruinen – Panama la Vieja sein. Schon auf den ersten Metern scheiterten wir am Busfahrplan der Stadt. Uns wollte sich nicht erschließen wie genau das funktioniert. Wir disponierten also kurzerhand um, liefen ein Stück zu Fuß und versuchten es erneut. Na also: Da kam direkt der vermeintlich richtige Bus.

Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis wir realisierten, dass wir in die falsche Richtung fuhren. Kein Problem dachten wir noch, der Bus fährt ja sicherlich wieder zurück. Das tat er auch, nur ohne uns, denn an der Endhaltestelle mussten alle aussteigen. Wir standen damit am falschen Ende der Stadt, kamen sprachlich auch nicht gut voran und stellten unsere Pläne kurzerhand um.

Unsere Wahl fiel auf ein Taxi und wir fuhren raus zur Miraflores Schleuse. Uns war bereits bekannt, dass das Besucherzentrum wegen Corona leider geschlossen war. Wir wollten dennoch einfach einmal schauen. Wir Landeier haben das Ausmaß des Panamakanals gehörig unterschätzt! Da standen wir am Ende der Schleuse und versuchten diese zu überblicken. Hoch oben von einer Brücke trauten wir unseren Augen nicht: Gigantisch ist wohl die treffende Bezeichnung für die bedeutendste Abkürzung der Welt, die ein Containerschiff wie ein kleines Matchbox Auto aussehen ließ.

Die Sache mit dem Bus – Teil 2

Zurück in der Stadt, ließen wir uns strategisch so günstig absetzen, dass unser Plan „mit dem Bus nach Panama la Vieja zu fahren“ ein Kinderspiel sein sollte. An der Bushaltestelle half uns ein junger Mann. Dem nächsten Bus müssten wir einfach winken! Gesagt getan: Wir haben gewunken. Der Bus hielt an, wir hüpften auf und fuhren doch tatsächlich in die richtige Richtung. Die Vorfreude stieg und kurz darauf bogen wir auf den Highway ab und fuhren im weiten Bogen über das Meer an unserem Ziel vorbei. Weit, wirklich ganz weit und dann noch einmal in die entgegengesetzte Richtung. Busfahren hatten wir offensivhtlichso richtig raus. Letztendlich stiegen wir aus, schnappten uns ein Taxi und ließen uns bis vor die Tür fahren. Dort fiel unser Blick auf ein Schild: Montag geschlossen. Dreimal dürft ihr raten, welcher Wochentag war.

Wir latschen anschließend 4 km bis zur nächsten U-Bahn-Station. Im Vergleich zum Busnetz, hatten wir das System verstanden. Schweißgebadet steigen wir ein und fuhren fix & fertig von unserer Ortskontrollfahrt nach Casco Veijo zurück. Dort streiften wir noch einmal durch die Gassen, aßen lecker und genossen diese unbeschreibliche Aussicht auf die Skyline. Mit der Kirche ums Dorf – 40km per pedes durch die Stadt – wir hatten Panama City ins Herz geschlossen.

Zurück auf Anfang

Nach den ersten Stadtabenteuer zogen wir mit unseren Rucksäcken quer durch das ganze Land. Wir ließen uns von ganz Panama in den Bann ziehen, bevor wir per Bus und mit Affenzahn über die Panamericana zurück in die Hauptstadt kamen.

Nachdem wir hier nun schon einen Marathon absolviert hatten, wussten wir bereits wie die Stadt funktionierte. Wir ließen es demnach langsam angehen. Nach unserer Ankunft gingen wir auf einen Bummel, tranken Kaffee und lagen am Pool umgeben von den Wolkenkratzern.

Wir checkten den Wochentag und wollten endlich entdecken, was uns zuletzt noch verborgen blieb.

Panama la Veija

Vom Busfahren ließen wir die Finger und stiegen gleich in ein Taxi. Im Nullkommanichst hatten wir Panama la Veija erreicht. Ein Offizier bot an, uns mit einem Elektrowagen zu fahren. Wir lehnten das freundlich ab – das bisschen Latschen.

Wir waren noch nicht weit hinter der ersten Kurve, da haben wir schon bereut nicht in dem kleinen Wagen zu sitzen. Die Sonne brannte ohne Erbarmen auf uns herab. Wenige Schritte später tauchten wir jedoch in eine wunderbare Welt ein.

Wir schlenderten durch die Ruinenstadt der ältesten spanischen Stadtgründung aus dem 16. Jahrhundert. Wir wanderten durch die Reste zahlreicher steinerner Gebäude und tauchten damit in die Geschichte ein. Wir waren hin und weg, immerhin standen wir in der wichtigsten Hafenstadt der damaligen Zeit.

Es war sehr heiß, aber die Geschichte zog uns weiter und weiter in den Bann. Wir standen auf der einstigen Plaza der Stadt. Dort erklommen wir die Kathedrale Nuestra Senora de la Asuncion. Inmitten der alten Ruinen standen wir mit Blick auf die Wolkenkratzer.

1671 wurde Panama la Veija zerstört. Danach verlegte man die Siedlung in das heutige Stadtgebiet mit ihrem neuen Kern Casco Viejo. Die Ruinen der spanischen Kolonialstadt wurden 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir genossen unseren Streifzug in die Vergangenheit sehr. An diesem Ort unterwegs zu sein war eindrücklich.

In Panama City begann unser Rucksacktrip durch das Land und letztendlich endete er dort auch. Wir fühlten uns pudelwohl. Unsere Blicke ließsen wir an den Wolkenkratzern nach oben ziehen, wir lauschten dem Großstadttrubel und blickten von dort auf den weiten Pazifik. Wir sahen den Schiffen vor der Einfahrt in den Panamakanal zu und entdeckten mittendrin wilde Natur.

Panama City begrüßte uns und unsere große Vorfreude auf das Land und verabschiedete uns mit einem Rucksack voller wunderbarer Eindrücke.