Jakarte; Busstation Kampung Rambutan am frühen Morgen. Ich war entspannt, immerhin saß ich pünktlich im vermeintlich richtigen Bus und war offiziell bereit für die Abfahrt. Ich hielt diese Bereitschaft für die folgenden 4 Stunden aufrecht, denn diese Zeit verbrachte ich tatsächlich wartend im Bus an der Haltestelle. Ich lernte, dass Abfahrtszeiten nur grobe Richtzeiten sind. Indonesische Gemütlich! Als wir endlich starteten, rumpelte, krachte und quietschte es. Auf in den Süden der Insel Java.
Ich hatte noch nicht final festgelegt wohin ich wollte, zu interessant waren die Empfehlungen meiner Mitreisenden, die sich sehr für die weiße Rucksackträgerin auf der letzten Bank interessierten. Ich stand schon in Pangandaran vor dem Bus, disponiere aber kurzerhand um, folgte der Empfehlung von unterwegs und bat um Mitnahme bis nach Batu Karas. Zum Glück waren hier alle so flexibel wie ich: Wieder rein in den Bus und ab durch die Nacht.
Plötzlich stoppten wir mitten auf der Straße und die Locals erklärten mir, dass hier die Endhaltestelle sei. Ich schaute mich in der Bustür stehend um: Da stand ich mit dem kleinen Bus inklusive Busfahrer und Gehilfe im Nirgendwo. Ich erklärte, dass ich mich hier keinen Meter aus dem Bus bewegte, solange ich nicht wüsste wie ich weiterkomme. Ich hatte immerhin nicht einmal eine Idee in welche Richtung Batu Karas lag, geschweige denn eine Unterkunft.
Ehe ich mich versah, saß ich mit all meinem Hab und Gut hinter einem dicken Mann auf einem Moped. Es war Kuhnacht und ich zusätzlich noch hundemüde und kaputt von dem langen Reisetag. Als das Moped von der Straße in den noch dunkleren Dschungel abbog, rutschte mir mein Herz tief in die kurze Hose. Ich war plötzlich hellwach. Natürlich wollte mir niemand etwas und wir befanden uns einfach auf dem regulären Weg ins Dorf. Ich ahnte ja noch nicht, wie weit ab vom Schuss ich mich befand. Ich sollte erst in den nächsten Tagen sehen und verstehen.
Mein Fahrer fuhr mich nicht nur sicher in den Ort, er organisierte mir auch eine Unterkunft. Ich zog kurzerhand über einer Bar ein. Zwischen den Holzplanken, auf denen meine Matratze auf dem Boden lag, hatte ich einen uneingeschränkten Blick auf die Bar unter mir. Alles kreuchte und fleuchte um mich herum und das Bad möchte ich lieber nicht näher beschreiben. Das alles gehörte aber dazu, zu meinem kleinen Abenteuer im Süden der Insel Java.
Batu Karas entpuppte sich als ein kleines Surfermekka und ein ganz charmantes Fleckchen Erde. Ein rabenschwarzer Strand, an den lange, ganz gleichmäßige Wellen liefen. Es waren keine großen Brecher, nein, diese Wellen lockten den Surfern eine wunderbar entspannte Performance ab. Der Ort war umgeben von großer Natur, Felsen und Klippen und ich fand tolle Plätze zum Verweilen. Ich stromerte umher, lernte diesen Ort kennen, schauten den Einheimischen zu, genoss die Abgeschiedenheit und lief letztendlich in den Warung einer kleinen, ganz liebevoll lächelnden Frau. Ihr Name war Yati und sie nahm mich auf wie eine verlorene Tochter.
Sie sprach nur wenige Worte Englisch, zeigte mir die typischen Speisen Indonesiens und versorgte mich rundum. Sogar ihr Moped durfte ich nutzen und so brach ich eines Tages auf. Erkundungstour! Batukaras ist ein toller Ausgangspunkt für kleine Ausflüge und es lassen sich ganz wunderbare Naturspektakel erkunden. Ich hielt so ziemlich an jeder Ecke an, weil ich das um mich herum alles gar nicht fassen konnte. Kleine Lagunen und dieses unglaublich satte Grün. Ich hatte ständig ein Kribbeln auf der Haut, so faszinierte mich, was ich sah.
Obwohl es auf meiner Anreise stockdunkel war, erkannte ich den Abzweig in den Dschungel und beschloss genau den Weg nun bei Tageslicht zu fahren. Ich stand plötzlich an einem großen Fluss, der gesäumt von tausenden Palmen war. So weit ich schauen konnte, ragten links und rechts am Flussufer die Pamlenwedel empor. Ich stand vor dem Eingang ins Dorf und traute meinen Augen kaum: Vor mir lag eine wackelige Hängebrücke und die galt es nun samt Moped zu überqueren. Jubeln, jauchzen und lautes Lachen gab es inklusive. Ich wage zu behaupten, die beiden Locals am Dorfeingang, haben selten eine weiße Frau gesehen, die mit einem so breiten und glücklichem Grinsen geschmückt war.
Meine Zeit in Batu Karas war sehr schön. Ich war ständig zu Gast: Bei Yati in ihrem Warung und bei herrlichem Essen. In meiner Bar bei den Jungs und Ihrem Familientreffen am Abend. Ich kam spontan und wurde herzlich aufgenommen und von einer sagenhaften Ecke der Insel beherbergt. Batukaras war ein kleines Geheimnis, ein Ort an dem die Wellen den Tagesablauf definierten. Ich bin froh, dass ich diesen weiten Weg auf mich genommen habe und so Teil dieser Bucht werden konnte. Drei Jahre nach meinem Besuch reisten Freunde aus Indoensien von mir nach Batukaras und hatten liebe Grüße für Yati im Gepäck. Meine kurze Wegbeschreibung brachte diese Grüße an ihr Ziel und ich erhielt ein Foto und die Gewissheit, dass ich, die alleine reisende Frau, bis heute nicht vergessen wurde.